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Liquidationswertverfahren: Ermittlung des Unternehmenswertes bei Auflösung

Das Liquidationswertverfahren ist eine gängige Methode zur Wertermittlung eines Unternehmens. Wie das Wort Liquidation nahelegt, kommt es meist bei der Auflösung einer Firma zum Einsatz, allerdings nicht ausschließlich dann. Der Liquidationswert ist in unterschiedlichen Kontexten von Bedeutung. In diesem Ratgeber erfahren Sie unter anderem, wie und wann der Liquidationswert ermittelt wird, wie ein Liquidationswertverfahren bei Immobilien abläuft und welche Vorteile es hat.

Liquidationswertverfahren als Teil der Liquidation eines Unternehmens

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Liquidationswertverfahren ist eine Methode zur Wertermittlung von Unternehmen. Es kommt bei der geplanten Zerschlagung eines Betriebs zur Anwendung.
  • Der Liquidationswert ist die Summe der einzelnen Vermögensgegenstände eines Unternehmens, die bei der Veräußerung erzielt werden kann.
  • Die einzelnen Vermögengegenstände und die auf dem Markt erzielbaren Preise werden geschätzt. Verbindlichkeiten, Rückstellungen und Liquidationskosten werden abgezogen.
  • Das Liquidationswertverfahren ist klar strukturiert und gut nachvollziehbar. Es dient auch zur Festlegung der Wertuntergrenze beim Verkauf eines Unternehmens.

Was bedeutet Liquidationswertverfahren?

Beim Liquidationswertverfahren handelt es sich um eine gängige Methode zur Wertermittlung bei Unternehmen. Ziel ist dabei die Bestimmung des Liquidationswertes bei Auflösung eines Unternehmens, genauer gesagt die Überschüsse, die beim Verkauf der Gewerbeimmobilie nach Abzug etwaiger Schulden und Verpflichtungen verbleiben. Der Hauptunterschied zu anderen Verfahren, vor allem dem Substanzwertverfahren, liegt darin, dass die Fortführung des Unternehmens nicht geplant ist. Das heißt, dass das Unternehmen aufgelöst wird. Vor diesem Hintergrund wird der Unternehmenswert anders ermittelt als bei anderen Bewertungsverfahren.

Beim Liquidationswertverfahren wird von der Annahme ausgegangen, dass das Unternehmen aufgegeben wird. Dabei werden die Vermögenswerte des Unternehmens basierend auf den kurzfristig zu erzielenden Preisen auf dem Markt zum gegenwärtigen Zeitpunkt ermittelt. Der auf diese Weise ermittelte Liquidationswert liegt häufig unter dem üblichen Marktwert. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich manchmal keine geeigneten Abnehmer für die Maschinen des Unternehmens finden oder die fertigen Erzeugnisse (Lagerbestand) nur mit Preisabschlägen verkauft werden können.

Die noch bestehenden Verbindlichkeiten gehen mit dem Wert in die Berechnung ein, der zum aktuellen Zeitpunkt zu ihrer Begleichung oder Rückzahlung gezahlt werden müsste. Zusätzlich werden die Liquidationskosten für Gebühren, Honorare, Gutachten und ähnliches abgezogen.

Die rechtliche Grundlage für das Liquidationswertverfahren bilden die Bestimmungen zur Ermittlung des Bodenwerts für den bevorstehenden Abriss in der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV). Diese sind in § 16 Abs. 3 ImmoWertV verankert.

Substanzwertverfahren

Das Substanzwertverfahren leitet den Wert eines Unternehmens auf der Grundlage des Firmenvermögens ab. Um den Wert eines Unternehmens zu ermitteln, werden bei diesem Verfahren alle Maschinen, die Büroausstattung, das Inventar mit Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, die Forderungen gegenüber Kunden und sonstige Vermögenswerte, wie zum Beispiel Umsatzsteuerforderungen oder ähnliches sowie die Immobilien bewertet.

Ertragswertverfahren

Beim Ertragswertverfahren basiert der Unternehmenswert auf einer Gewinn- und Verlustrechnung. Die aus den veranschlagten Erträgen abgeleiteten Gewinne werden dabei auf den Bewertungsstichtag abgezinst. Detaillierte Erläuterung können Sie unserem Ratgeber zum Ertragswertverfahren entnehmen.

Discounted Cashflow-Verfahren (DCF-Methode)

Discounted-Cashflow-Verfahren umfassen verschiedene Methoden zur Berechnung des Unternehmenswerts. Bei der Entity-Methode wird das gesamte Unternehmenskapital zur Ermittlung des Unternehmenswertes herangezogen. Dieses setzt sich aus dem Eigenkapitalanteil und dem Fremdkapitalanteil zusammen. Bei der Equity-Methode wird nur der Cashflow verwendet, der sich auf die Eigenkapitalgeber bezieht. Allerdings werden auch die Fremdkapitalzinsen aus der Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigt.

Gängige Wertermittlungsverfahren; Ertragswert-, Discounted Cashflow-, Substanzwert- und Liquidationswertverfahren

Anwendung des Liquidationswertverfahrens

Bei der Unternehmensbewertung wird in der Regel davon ausgegangen, dass das Unternehmen fortgeführt wird. Der entsprechende Fortführungswert bezieht sich auf den Verkehrswert (Marktwert) des Unternehmens unter der Annahme, dass es fortgeführt wird. Befindet sich ein Unternehmen in einer Krise oder gar in der Insolvenz, können die fortgeschriebenen Bilanzen nicht mehr zur Wertermittlung herangezogen werden. Das Unternehmen wird dann nicht mehr als Einheit, sondern als Ansammlung unabhängiger Vermögenswerte betrachtet.

Schon der Name legt nahe, dass das Liquidationswertverfahren hauptsächlich bei der Auflösung eines Unternehmens zum Einsatz kommt. Außerdem wird es angewandt,

  • wenn Vermögenswerte veräußert werden müssen, um Verbindlichkeiten zu bedienen,
  • um eine Untergrenze für den Mindestwert eines Unternehmens festzulegen und
  • wenn Immobilien unwirtschaftlich sind, zum Beispiel Häuser mit schadhafter Bausubstanz, die keinen Ertrag mehr bringen und abbruchreif sind.

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In einer wirtschaftlich schwierigen Lage ist die Liquidation eines Unternehmens oft die einzige Alternative. Das Bewertungsverfahren zeigt, ob der Liquidationswert über dem Ertragswert liegt. Es ermittelt die Wertuntergrenze des Vermögens, die für den Verkäufer des Unternehmens die unterste Preisgrenze darstellt.

Der Liquidationsprozess muss innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens ablaufen, in der Regel ein Jahr nach Ankündigung der Liquidation. Daher erhält der Verkäufer in der Regel einen geringeren Erlös als den Bilanzwert.

Was ist der Liquidationswert?

Per Definition ist der Liquidationswert der Barwert des Nettoerlöses aus der Veräußerung der Vermögenswerte abzüglich Verbindlichkeiten, Rückstellungen und Liquidationskosten. Er gibt einfach gesagt an, was nach der Liquidation eines Unternehmens übrigbleibt. Nach § 166 im Bewertungsgesetz (BewG) werden bei der Ermittlung des jeweiligen Liquidationswertes die Grundstücke mit den zuletzt vor dem Bewertungsstichtag festgestellten Bodenrichtwerten bewertet. Die übrigen Gegenstände werden mit dem gemeinen Wert angesetzt. Zur Berücksichtigung der Liquidationskosten werden die jeweils ermittelten Werte um 10 Prozent gemindert.

Werte in der Immobilienbewertung (Infografik)

Infografik: Sechs unterschiedliche Werte in der Immobilienbewertung und wofür sie verwendet werden.

So wird der Liquidationswert berechnet

Der Liquidationswert ist der Nettobetrag, der sich aus der Liquidation der einzelnen Vermögenswerte nach Einziehung der Forderungen, Begleichung der Verbindlichkeiten und Abzug der liquidationsbedingten Kosten ergibt. Als Formel ausgedrückt errechnet sich der Liquidationswert also so:

Liquidationserlös (Gesamterlös aus dem Verkauf aller Vermögenswerte)
– Verbindlichkeiten (Schulden, offene Rechnungen, Gehälter, usw.)
– verpflichtende Rückstellungen (für Abfertigung, Rückbau, Pensionen/Renten, Steuern, und ähnliches)
– Liquidationskosten (Sozialplan, Transaktionskosten, etc.)
= Liquidationswert

In einem vereinfachten Beispiel sieht das wie folgt aus:

Sachanlagen, vor allem Immobilien (Grundstücke und Gebäude), Maschinen & Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung im aktuellen Marktwert von 1.000.000 Euro

+ Finanzanlagevermögen (zum Beispiel Aktien oder Anleihen), nach aktuellem Kurs 100.000 Euro

+ Vorräte (zum Beispiel Lagerbestände) im Wert von 300.000 Euro

+ Forderungen aus Leistungen und Lieferungen (offene Rechnungen von Kunden) in Höhe von 400.000 Euro

+ Kasse/Bank (Bankguthaben, Schecks) für 200.000 Euro

Geschätzter Erlös: 2.000.000 Euro

– Rückstellungen (Abfertigung, Pensionen): 350.000 Euro

– Verbindlichkeiten (Schulden bei Banken, Lieferanten): 400.000 Euro

– Liquidationskosten: angenommen rund 2 % des geschätzten Erlöses, also 40.000 Euro

= Liquidationswert: 1.210.000 Euro

Es bleibt also nach Anwendung der Formel ein Liquidationswert von 1.210.000 Euro. Nach der Liquidation wird das Unternehmen schließlich mit diesem Wert besteuert und erst dann wird das investierte Eigenkapital an den Eigentümer ausgeschüttet.

Hinweis: Für die korrekte Wertermittlung der Immobilien im Rahmen des Liquidationsverfahrens werden alle Gebäudeteile, die aufgrund des Zustandes (statische Mängel, Ausnutzung des Grundstückes etc.) abgerissen werden müssen, vom Bodenwert abgezogen.

Wie läuft ein Liquidationswertverfahren ab?

Beim Liquidationswertverfahren wird eine Auflösung des Unternehmens vorausgesetzt. Daher wird davon ausgegangen, dass alle zum Unternehmen gehörigen Wirtschaftsgüter und Gegenstände veräußert werden. Es wird der Wert ermittelt, der für die einzelnen Vermögensgegenstände zu einem bestimmten Stichtag am Markt erzielt werden kann. Die Werte werden auf der Basis von Prozentsätzen geschätzt und addiert. Diese komplexe Auflistung erfordert in der Regel die Beauftragung oder zumindest eine Beratung durch einen erfahrenen Sachverständigen.

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Folgende Vermögensgegenstände sind beim Liquidationswertverfahren zu bewerten:

  • Immobilien (Grundstücke und Gebäude)
  • Maschinen und Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung
  • Waren und Vorräte im Lager
  • Immaterielles Anlagevermögen: Software, Patente
  • Finanzanlagevermögen
  • Offene Forderungen aus Leistungen und Lieferungen

Von dem so ermittelten Wert werden dann das Fremdkapital und die sonstigen Verpflichtungen im Unternehmen abgezogen sowie die Kosten, die durch die Liquidation des Unternehmens anfallen. Daraus ergibt sich schließlich der Liquidationswert. Dieser dient oft auch als Grundlage für die Beurteilung, ob eine Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll ist.

Was sind die Vorteile des Liquidationswertverfahrens?

Zeichnet sich die Auflösung des Unternehmens schon ab, kommen die Vorteile des Liquidationswertverfahrens zum Tragen. Die Methode ist verhältnismäßig einfach und nachvollziehbar, sogar für Laien. Die Bewertung nach diesem Verfahren ist klar strukturiert und viele der benötigten Daten sind direkt aus der Bilanzbuchhaltung zu entnehmen. Die meisten Posten können exakt ermittelt werden. Anders verhält es sich bei immateriellen Vermögenswerten, die bei allen Wertermittlungsverfahren schwer zu beziffern sind.

Andererseits wird durch die einfache Berechnungsmethode schnell klar, wie viel Wert noch im Unternehmen steckt. Die Methode gibt damit Antworten auf wichtige Fragen, die sich beim Verkauf stellen. Können im Falle einer Insolvenz die Gläubiger aus dem Erlös der Konkursmasse bedient werden? Welchen Preis sind potenzielle Käufer bereit zu zahlen? Kaufinteressenten werden ihre Entscheidung sowohl auf den Liquidationswert als auch auf den Fortführungswert stützen, also den Verkehrswert eines Unternehmens, wenn es fortgeführt wird.

Die Liquidationswertmethode ist die Basis für die Bestimmung der Untergrenze des Unternehmenswertes. Das betriebswirtschaftliche Potenzial fließt nicht in die Bewertung ein, kann gegebenenfalls den tatsächlichen Unternehmenswert deutlich erhöhen.

Dies ist ein entscheidender Nachteil des Verfahrens. Sie ist vergangenheitsorientiert und berücksichtigt nicht die wirtschaftliche Entwicklung und das unternehmerische Potenzial. Problematisch wird das Liquidationswertverfahren auch bei großen Unternehmenseinheiten, da jedes Wirtschaftsgut einzeln bewertet werden muss. In manchen Fällen ist dieses Verfahren leider sehr aufwändig und oft ungenau, da immaterielle Wirtschaftsgüter kaum oder nur schwer erfasst werden können.

 Immobiliengutachterin bei der Immobilienbewertung im Rahmen eines Liquidationswertverfahrens

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Bild von André Heid
Author:
André Heid
Position:
Geschäftsführer

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