Setzrisse im Haus: Wie gefährlich sind sie?
Risse am Haus treiben schnell die Sorgenfalten auf die Stirn – in manchen Fällen sogar berechtigt. Wir erklären in diesem Beitrag, wie gefährlich Setzrisse wirklich sind, wie sie entstehen und worin sie sich von Putzrissen unterscheiden. Erfahren Sie außerdem, wie Sie sich richtig verhalten, wenn Sie Risse in Ihrem Haus entdecken.
Ob es sich bei einem Riss um einen gefährlichen Setzriss handelt, sollte ein qualifizierter Gutachter prüfen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Setzrisse sind lange und tiefe Risse, die häufig quer über die Hauswand verlaufen. Sie gehören zu den gefährlicheren Wandrissen, da sie die Statik des Gebäudes beeinträchtigen können.
- Putzrisse dagegen sind in den meisten Fällen nur oberflächlich und damit harmlos. Sie entstehen zum Beispiel, wenn der Putz falsch verarbeitet wurde.
- Die Ursache für Setzungsrisse im Haus sind ungleichmäßige Setzungen im Baugrund, zum Beispiel durch ein falsch geplantes Fundament, Veränderungen im Grundwasserspiegel oder Erschütterungen in der Umgebung.
- Setzrisse lassen sich nicht verhindern, dennoch gibt es Maßnahmen, um ihnen vorzubeugen. So können zum Beispiel Baugrundverbesserungen oder Tiefgründungen sinnvoll sein.
- Lassen Sie Risse, die breiter als 0,2 Millimeter sind, von einem qualifizierten Bausachverständigen prüfen. Dieser deckt die Ursache auf und empfiehlt weitere Maßnahmen.
- Wenn Sie Setzrisse in Ihrem Haus entdecken, sollten diese in jedem Fall durch einen Profi fachgerecht ausgebessert werden. Gleiches gilt für Risse an der Außenfassade.
- Wer die Reparatur von Setzrissen zahlt, ist abhängig von deren Ursache. Handelt es sich um Baufehler, ist eine Haftung durch das Bauunternehmen unter Umständen möglich.
Setzrisse oder Putzrisse: Das sind die Unterschiede
Ein Blick an die Wand und sofort fallen sie ins Auge: Risse im Haus sind nicht nur aus ästhetischer Sicht ein Störfaktor, sondern können zur echten Gefahr werden. Zunächst sei aber gesagt, dass die meisten Arten von Rissen unbedenklich sind und sich kaum vermeiden lassen. Allerdings gibt es auch Arten, die sich unter Umständen auf die Statik des Gebäudes auswirken können.
Hierzu gehören die sogenannten Setzrisse, die zu den gefährlicheren Rissarten gehören. Die Schwierigkeit besteht darin, harmlose Risse im Haus von bedenklichen Setzrissen zu unterscheiden und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen zur Beseitigung einzuleiten. Wir erklären Ihnen im Folgenden, woran Sie Setzrisse erkennen und wie Sie diese richtig einordnen.
Setzrisse
Bei einem Setzriss (auch Setzungsriss) handelt es sich um einen langen und tiefen Riss, der in den meisten Fällen schräg über die Hauswand verläuft. Das Alter Ihrer Immobilie spielt dabei keine Rolle, denn Setzrisse können sowohl im Neubau als auch im Altbau auftreten. Zudem sind sie sowohl im Innen- als auch im Außenbereich des Hauses zu finden
Wichtig: Ob Setzrisse gefährlich sind, hängt primär von ihrer Größe und Tiefe ab. Im schlimmsten Fall können sie auf ein statisches Problem hindeuten und die Einsturzgefahr des Gebäudes erhöhen. Sie sind also in keinem Fall auf die leichte Schulter zu nehmen.
Putzrisse
Im Gegensatz zu Setzungsrissen sind Putzrisse in der Regel nur oberflächlich und damit ungefährlich. Sie verlaufen durch die Putzschicht und können mehrere Ursachen haben: Beispielsweise, wenn der Putz falsch verarbeitet wurde, die Wand vor dem Verputzen zu feucht war oder es Unebenheiten im Putzgrund gibt. Putzrisse treten daher häufig im Neubau auf, denn dort arbeiten die Wände noch. Allerdings können derartige Risse in der Wand auch in einem alten Haus auftreten.
Diese Arten von Putzrissen unterscheiden Fachleute:
- Schrumpfrisse: Eine häufige Form der Wandrisse, die netzartig verläuft, bis zu 0,5 Millimeter breit ist und dadurch entsteht, dass der Putz zu schnell ausgetrocknet ist. Sie treten oft kurz nach dem Auftragen des Putzmörtels auf.
- Schwindrisse: Verzweigte oder netzförmige Risse, die eine Breite bis zu 0,2 Millimeter aufweisen und ebenfalls ein zu schnelles Trocknen des Putzes als mögliche Ursache haben. Diese Risse können allerdings bis zum Putzgrund verlaufen und kommen häufig etwa ein bis zwei Monate nach den Putzarbeiten vor.
- Sackrisse: In der Regel horizontal verlaufende Risse, die 10 bis 20 Zentimeter lang sein können und zum Beispiel dadurch entstehen, dass der Putz zu dick aufgetragen wurde.
- Fettrisse: Kurze Haarrisse, die sich nur auf die Putzoberfläche beschränken.
Gut zu wissen: Auch wenn Putzrisse im Innenbereich eher als „Schönheitsfehler“ einzustufen sind, sollten Sie Risse an der Außenfassade schnell und fachgerecht verschließen lassen. Denn ansonsten kann Wasser eindringen, das im Winter gefriert und ein Aufplatzen des Putzes zur Folge hat. Ziehen Sie eine Feuchtemessung in Betracht.
Risse an der Außenfassade Ihres Hauses sollten in jedem Fall fachgerecht verschlossen werden.
So ordnen Sie Risse im Haus richtig ein
Wenn Risse in der Wand eines alten oder neuen Hauses auftreten, stellen sich Besitzer die Frage, ob diese eine Gefahr darstellen. Die Herausforderung besteht in der richtigen Einordnung der Risse: Handelt es sich nur um einen optischen Mangel oder müssen Sie schnell weitere Maßnahmen treffen? Feine Haarrisse an der Wand sind in der Regel kein Grund zur Sorge.
Als gängige Faustformel gilt, dass Sie bei Rissen ab einer Breite von 0,2 Millimetern eine genauere Ursachenforschung einleiten sollten. In diesen Fällen ist es wichtig, dass die Entwicklung des Risses genau beobachtet und dokumentiert wird. Schalten Sie am besten einen Bausachverständigen ein. Das gilt übrigens auch, wenn das Schadensbild für Sie nicht eindeutig ist – egal, ob es sich um einen vermeintlichen Setzriss im Neubau oder im Altbau handelt.
Der professionelle, meist öffentlich bestellte und vereidigte Gutachter bestimmt nicht nur die Risstiefe, sondern prüft auch, ob sich der Riss weiter ausbreitet. Das funktioniert zum Beispiel mithilfe einer fachgerecht gesetzten Gipsmarke. Im Zuge einer detaillierten Analyse betrachtet er außerdem das Rissalter, den Rissversatz sowie den Verlauf und die Verteilung der Wandrisse. Basierend darauf evaluiert er, welche Maßnahmen nötig sind.
Sie haben einen Riss an Ihrem Haus entdeckt und möchten diesen professionell analysieren lassen? Dann helfen Ihnen unsere erfahrenen und zertifizierten Sachverständigen gern weiter. Sie fertigen ein zuverlässiges Bauschadengutachten an, das sämtliche Bauschäden an ihrem Gebäude präzise erfasst und die Ursachen ermittelt. Außerdem erhalten Sie eine realistische Einschätzung über die Kosten für Reparaturmaßnahmen.
Dadurch können Setzungsrisse am Haus entstehen
Die Ursache für Setzungsrisse am Haus ist in den meisten Fällen im Baugrund zu finden. Hintergrund ist, dass sich der Boden nach dem Bau eines Gebäudes noch „setzt“. Das bedeutet: Der Untergrund verdichtet sich, Wasser wird herausgepresst und das Gebäude sinkt noch um bis zu 15 Millimeter ab. Je nachdem, welche Beschaffenheit der Boden aufweist, kann dieser Prozess schnell gehen (Sand, Kies) oder Jahrzehnte dauern (Ton, Lehm).
Problematisch wird es, wenn die Absenkungen nicht gleichmäßig verlaufen, beispielweise weil sich an einzelnen Stellen hartes Gestein befindet oder Steinschichten mit Gefälle vorhanden sind. Dabei kann es zu Ungleichmäßigkeiten und Schiefstellungen kommen, die wiederum Setzungsrisse am Haus verursachen. Neben der Bodenbeschaffenheit gibt es weitere Aspekte, die eine ungleichmäßige Setzung im Baugrund auslösen können, zum Beispiel:
- Veränderungen im Grundwasserspiegel
- Ausschwemmungen unter Gebäude, zum Beispiel durch Hochwasser
- Baumängel wie die fehlerhafte Berechnung und Planung des Fundaments
- Drucküberlagerungen aufgrund von Nachbargebäuden
- Bodenbewegungen in Folge von Aushubarbeiten
- Erschütterungen durch Erdbeben, Explosionen, Lastwagenverkehr etc.
Infografik zu typischen Ursachen für Setzrisse am Haus.
So beugen Sie Setzrissen beim Neubau vor
Komplett vermeiden lassen sich Setzungsrisse leider nicht. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, mit denen Sie Setzrissen bereits beim Neubau Ihres Gebäudes vorbeugen können:
- Baugrundgutachten vor Baubeginn als Basis für die korrekte Planung des Fundaments
- Verdichtung des Baugrunds bei Böden mit unzureichender Lagerungsdichte
- Baugrundverbesserung durch Abtragung und Austausch des instabilen Untergrunds
- Tiefgründungen zur Verteilung der Baulast
- Bau von Kellern aus Stahlbeton anstelle von gemauerten Kellern
Setzungsriss im Haus entdeckt: Was nun?
Risse können überall auftreten, ob im Fertighaus, Neubau oder Altbau. Im Gegensatz zu den meisten Putzrissen sind Setzrisse dabei keineswegs als „normal“ einzustufen. Sie deuten auf ein statisches Problem hin und sind daher immer ernst zu nehmen – auch wenn die Risse erst nach vielen Jahren an der Wand eines alten Hauses erscheinen.
Vor diesem Hintergrund sollten Sie schnell handeln, sobald Sie einen Setzungsriss in Ihrem Haus entdecken. Wir empfehlen: Ziehen Sie einen qualifizierten Bausachverständigen zu Rate, der den Ursachen des Risses auf den Grund geht und eine fundierte Analyse vornimmt.
Wichtig: Während Sie kleine Putzrisse an der Innenwand problemlos selbst ausbessern können, verhält sich die Situation bei Setzrissen und Rissen an der Außenwand anders. Hier sollte in jedem Fall ein Profi ans Werk! Um keine weiteren Folgeschäden oder Gefährdungen zu riskieren, müssen diese Risse immer fachgerecht ausgebessert werden.
Putzrisse an der Innenwand können Sie in der Regel selbst beheben, bei Setzrissen dagegen sollten Sie in jedem Fall einen Profi einschalten.
Häufige Fragen zu Setzrissen
In diesem Abschnitt beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das Thema Setzrisse.
Sind Setzungsrisse gefährlich?
Ob Setzungsrisse eine Gefahr darstellen, hängt von ihrer Größe und Tiefe ab. Im schlimmsten Fall können sie auf ein statisches Problem am Gebäude hindeuten. Schalten Sie einen Gutachter ein, wenn Sie einen Setzungsriss in Ihrem Haus vermuten. Dieser nimmt eine professionelle Analyse vor und verschafft Klarheit über die notwendigen Maßnahmen.
Können Risse auch im Fertighaus vorkommen?
Ja, Risse können auch in einem Fertighaus auftreten – das gilt nicht nur für Putzrisse, sondern auch für Setzrisse. Zweitere resultieren aus ungleichmäßigen Setzungen im Baugrund, die zum Beispiel durch Erschütterungen in der Umgebung oder unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten verursacht werden. Ebenso ist es möglich, dass Setzrisse sowohl im Altbau als auch im Neubau vorkommen.
Wer zahlt für die Sanierung von Rissen im Haus?
Die Reparatur von Rissen im Haus kann teuer werden. Wer die Kosten zu tragen hat, ist abhängig von der Ursache des Risses. Handelt es sich um einen Baufehler, zum Beispiel eine nicht fachgemäß gegossenen Betonplatte, ist die Haftung durch das Bauunternehmen nicht ausgeschlossen. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass die Beweispflicht nach Bauabnahme beim Eigentümer der Immobilie liegt.
Was müssen Sie als Mieter tun, wenn Sie auf einen Setzriss stoßen?
Wenn Sie in Ihrer Mietwohnung einen Setzriss entdecken, sollten Sie umgehend den Vermieter darüber in Kenntnis setzen. In der Regel ist dieser auch dafür verantwortlich, einen Experten zur genaueren Prüfung und Ausbesserung des Risses zu beauftragen. Denn die Risse entstehen nicht durch die Nutzung des Mietobjekts, sondern sind bauartbedingt.
Setzriss entdeckt? Wir helfen Ihnen weiter
Ob im Neubau oder Altbau – Setzrisse sind nicht zu unterschätzen. Gehen Sie auf Nummer sicher und lassen Sie den Riss von einem Profi begutachten! Unsere zertifizierten Bausachverständigen sind versierte Experten auf ihrem Gebiet und verfügen über jahrelange Erfahrung. Sie geben Ihnen eine zuverlässige Einschätzung über die Ursache des Risses und erforderliche Maßnahmen.
Unser Tipp: Schalten Sie bereits bei der Bauabnahme einen Gutachter für Baumängel ein, um baubedingten Rissen und anderen Bauschäden vorzubeugen. Der Sachverständige deckt Baufehler frühzeitig auf und Sie erhalten ein rechtskräftiges Dokument, mit dem Sie Ihre Rechtsansprüche geltend machen können.
Vereinbaren Sie gleich einen kostenlosen und unverbindlichen Beratungstermin über die Telefonnummer 0800 - 90 90 282 oder das nachfolgende Kontaktformular!