Wer hat Bedarf an einer Wertermittlung von Flughäfen? Der Wert eines Flughafens wird vor dem Hintergrund der EU-Bei­hil­fe­richt­li­nie insbesondere im Hinblick auf Subventionen und Pri­va­ti­sie­rungs­pro­zes­se ermittelt. Bei einer Be­tei­li­gungs­trans­ak­ti­on, der Inanspruchnahme öffentlicher Geldmittel, aber auch dem operativen Geschäft (Bilanzierung) erfolgt eine Flug­ha­fen­be­wer­tung durch einen Im­mo­bi­li­en­sach­ver­stän­di­gen.

Flughafen-Terminal - menschenleerer Flugsteig mit Koffer
Der Flugsteig ist leer, die Maschine in der Luft – aber welchen Wert hat der Flughafen?

Das Wichtigste in Kürze

  • Flughäfen werden von einer Flug­ha­fen­ge­sell­schaft gemanagt und somit den Be­trei­ber­im­mo­bi­li­en zugeordnet.
  • Der Wert eines Flughafens wird für die Bilanz, für Investoren, für den Ausbau sowie im Hinblick auf Zuschüsse der öffentlichen Hand (unterschiedlich) bewertet.
  • Besonders relevant ist die Kostenstruktur des Flughafens und die Erlöse aus dem Geschäftsfeld „Aviation“.
  • Die renommierten Sach­ver­stän­di­gen der Heid Immobilien GmbH bewerten zahlreiche Spe­zi­al­im­mo­bi­li­en, darunter Flughäfen und Flugplätze.

André Heid
Zertifizierte Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter nach DIN 17024 von TÜV, DEKRA, IHK, DIA und EIPOS bewerten Ihre Immobilie sachgemäß.

Unternehmens- oder Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung – Wie wird der Wert eines Flughafens ermittelt?

Wie der Wert eines Flughafens ermittelt wird und welche Faktoren dabei insbesondere eine Rolle spielen, hängt von Art und Zweck der Bewertung ab. Geht es darum, Zuschüsse der öffentlichen Hand zu erhalten, sind rein be­triebs­wirt­schaft­li­che Kennzahlen nicht das Nonplusultra der In­ves­ti­ti­ons­kal­ku­la­ti­on. Auch ein defizitärer Flughafen kann positive Effekte auf das Umland haben. Er schafft Arbeitsplätze und trägt (auch monetär) zur Wertschöpfung der Region bei. Diese volks­wirt­schaft­li­chen Kriterien haben Stadtplaner und andere Entscheider der öffentlichen Hand stärker im Blick als die nackten Flughafen-Zahlen.

Für Investoren, also private Kapitalgeber, geht es um die Maximierung ihres eingesetzten Kapitals. Für sie ist die Er­trags­wert­ermitt­lung eines Flughafens oder auch Se­gel­flug­plat­zes durch einen Im­mo­bi­li­en­sach­ver­stän­di­gen daher relevanter. Die Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung des Flughafens konzentriert sich auf das Grundstück, die baulichen Anlagen darauf sowie die Zahlungsströme, die direkt mit dem Flughafen-Gelände verbunden sind.

Die Kernfragen, die sich vor der Wertermittlung eines Flughafens also stellen, sind:

  • Ist ein Flughafen eine Unternehmung, an denen die Be­trei­ber­ge­sell­schaft an einem bestimmten Standort Gewinne durch wirtschaftliche Aktivitäten erzielt?
  • Oder ist der Flughafen ein Grundstück, durch das ortsgebunden wirtschaftliche Wertschöpfung erzielt wird?

Für beide Szenarien eignet sich das Sach­wert­ver­fah­ren, um den Mindestwert eines Flughafens oder Flugplatzes zu berechnen. Dieser Ansatz basiert auf den Her­stel­lungs­kos­ten.

Geplante Ausbau- und Er­wei­te­rungs­in­ves­ti­tio­nen werden mittels Re­si­du­al­wert­be­rech­nung überprüft.

Privaten Geldgebern genügt diese Be­rech­nungs­me­tho­de nicht, da sie ihr Kapital verzinst haben möchten und die Perspektive des Flughafens einschätzen können müssen. Und auch für das Finanzamt ist es – zumindest bei einem Flughafen mit Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht – nicht mit dem Sachwert getan. Diese Gut­ach­ten­emp­fän­ger benötigen ein ren­di­te­ori­en­tier­tes Be­wer­tungs­er­geb­nis. Der Marktwert aka Verkehrswert eines Flughafens wird meist über eine Discounted Cashflow Method, also eine Art Er­trags­wert­ver­fah­ren ermittelt. Zur Bilanzierung und für ausländische Kauf­in­ter­es­sen­ten bewerten unsere zertifizierten Im­mo­bi­li­en­sach­ver­stän­di­gen einen Flughafen selbst­ver­ständ­lich nach national und international anerkannten Verfahren.

Sie haben einen Flughafen in Ihrem Immobilien-Portfolio und müssen dieses für Ihren Jahresabschluss bewerten lassen? Gerne erstellen wir ein Fair Value Gutachten für Ihren Flugplatz oder Flughafen.

Diese Faktoren beeinflussen den Wert eines Flughafens

Stark berücksichtigt werden in ren­di­te­ori­en­tier­ten Be­wer­tungs­ver­fah­ren für die Flughafen-Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung

  • der Standort und die Positionierung im Markt,
  • die Ver­kehrs­struk­tur und der perspektivische Ausblick,
  • die Erlöse aus dem Geschäftsfeld „Aviation“,
  • die Gewinne aus dem Retail,
  • die Kostenstruktur
  • sowie In­ves­ti­ti­ons­struk­tur und Kooperationen.

In den folgenden Kapiteln gehen wir mit wis­sen­schaft­li­cher Unterstützung in Form des Fachartikels „Bewertung von Flughäfen“ von Hanno Haiber 1 auf die einzelnen Punkte ein.

Flugzeug fliegt über Autobahn
Geografische Lage, Standort, Ver­kehrs­an­bin­dung – je zentraler, größer und besser angebunden ein Flughafen ist, desto höher sind seine wirt­schaft­li­chen Er­folgs­aus­sich­ten.

Standort und Markt­po­si­tio­nie­rung

Der Standort eines Flughafens hängt davon ab, welchen Zweck er erfüllen soll. Hub-Flughäfen dienen als Drehkreuze des internationalen und in­ter­kon­ti­nen­ta­len Luftverkehrs und werden als Primärflughäfen bezeichnet. In Deutschland trifft dies auf Frankfurt und München zu.

Die Größe des Einzugsgebiets und die geographische beziehungsweise geostrategische Lage sind die Hauptkriterien für den Standort, die Markt­po­si­tio­nie­rung und die Er­folgs­aus­sich­ten eines Flughafens. Nicht umsonst ist Frankfurt am Main, in der Mitte Deutschlands und Europas gelegen, das wichtigste kontinentale Drehkreuz für Flüge. Denn sowohl innerdeutsche Verbindungen als auch europaweite Anschlussflüge sind von dort aus innerhalb zeitnah und unkompliziert zu erreichen.

München wiederum profitiert stark vom Wegfall des Eisernen Vorhangs. Seit der Osterweiterung der Europäischen Union und der engeren wirt­schaft­li­chen Zusammenarbeit mit Osteuropa ist der Flughafen Franz-Josef-Strauß deutlich gewachsen. Hinzu kommt die vorteilhafte Nähe zu Norditalien, das noch zum Einzugsgebiet dieses Pri­mär­flug­ha­fens zählt.

Se­kun­där­flug­hä­fen punkten mit einem attraktiven Einzugsgebiet und werden in den Flugplänen von Hub­ge­sell­schaf­ten berücksichtigt.

Ter­ti­är­flug­hä­fen werden in das internationale Streckennetz von nationalen Flug­ge­sell­schaf­ten eingebunden.

Als Quar­ti­är­flug­hä­fen werden Re­gio­nal­flug­hä­fen und ehemalige Mi­li­tär­flug­hä­fen bezeichnet. Erstere werden häufig von Low-Cost-Carrieren, also Billigfliegern, genutzt.

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Ver­kehrs­struk­tur und Perspektive

Gerade kleinere Flughäfen, die von günstigen Flug­ge­sell­schaf­ten beansprucht werden, entwickeln sich nicht selten zu Drehkreuzen für Ferienflüge. Durch optimiertes Umsteigen kommt es während einer kurzen Zeitspanne (der Ferienzeit) zu einem über­durch­schnitt­lich hohen Pas­sa­gier­auf­kom­men auf diesen saisonal geprägten Flughäfen.

Positiv zu bewerten sind zudem eine gute Bahnanbindung sowie ein großes, preiswertes Park­platz­an­ge­bot. Neben der Ver­kehrs­struk­tur ist auch die Perspektive entscheidend.

Kassel-Calden beispielsweise wurde zwar erst 2013 eröffnet und momentan bei rund 100.000 Fluggästen pro Jahr, konnte sich bislang nicht nachhaltig etablieren. Vor der Corona-Pandemie lag das erwirtschaftete Minus bei 5,9 Millionen Euro. Alle deutschen Ver­kehrs­flug­hä­fen mit weniger als 4,1 Millionen Passagieren machten Verluste. Lediglich der Allgäu Airport in Memmingen erwirtschaftete ein minimales Plus (vgl. Airliners-Analyse vom Juni 2019).

Erlöse im Bereich Flugverkehr (Aviation)

Flug­ha­fen­be­trei­ber ermöglichen den Airlines die Durchführung Ihres Luft­fahrt­ge­schäfts. Sie kassieren Entgelte für die Bereitstellung der Infrastruktur; im Einklang mit (inter)nationalen Regeln wie dem Luft­ver­kehrs­ge­setz (LuftVG) und streng überwacht.

Ursprünglich bestand das Tarifsystem aus vier Komponenten. Es gab Entgelte nach Passagieren sowie eine Abstell- und Be­we­gungs­kom­po­nen­te für die Flugzeuge. Als Abstellentgelte werden Parkgebühren für Flugzeuge verstanden. Dazu kam ein Ausgleich für Bo­den­ver­kehrs­diens­te, also Dienst­leis­tun­gen wie die Ge­päck­ab­fer­ti­gung, den Security-Check sowie den Transport von Fracht und Passagieren.

Die enge Verflechtung zwischen Flughäfen und ihren Stamm-Airlines (zum Beispiel Condor in Frankfurt, Eurowings in Düsseldorf, TUIfly in Hannover-Langenhagen) führte ebenso wie der ökonomische Druck durch das Aufkommen der Billigairlines zu dif­fe­ren­zier­te­ren Ge­schäfts­mo­del­len.

Den Großteil ihrer Erlöse erwirtschaften Flug­ha­fen­be­trei­ber aus den Einnahmen für den Flugverkehr. Prozentual betrachtet befindet sich der Aviation-Bereich auf der Haben-Seite der Bilanz allerdings im Sinkflug. Um einen profitablen Flughafen-Betrieb zu gewährleisten, ist die Identifikation und Ausschöpfung neuer Wert­schöp­fungs­po­ten­zia­le notwendig.

Non-Aviation

Neben den Erlösen aus dem Flugverkehr generieren Betreiber von Flughäfen Umsätze aus dem Retail. Dieser besteht hauptsächlich aus Gastronomie, Duty-Free-Shops (inzwischen meist als Travel-Value-Geschäfte etikettiert) und Einzelhändlern. Darüber hinaus ist es insbesondere die Park­raum­be­wirt­schaf­tung, die ihren Betreibern und somit letztlich der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft, Geld in die Kasse spült.

Hinweis: Wie ein Parkhaus bewertet wird, erklären wir ebenfalls in unserem Ratgeber. Selbst­ver­ständ­lich führen wir nicht nur ge­set­zes­kon­for­me Bewertungen für Flughafen-Immobilien, sondern auch für Parkhäuser durch.

Security-Check am Flughafen
Der Flug­ha­fen­be­trieb ist aufgrund der Si­cher­heits­be­stim­mun­gen personal- und somit kostenintensiv.

Kostenstruktur

Kritisch für die korrekte Wertermittlung eines Flughafens ist die Kostenstruktur. Den mit Abstand größten Anteil nehmen die Löhne für Human Resources ein. Die Personalkosten werden stetig gesenkt. Ausgelagert werden häufig:

  • Bo­den­ver­kehrs­diens­te (Zubringerbus zum Flugzeug, Koffertransport)
  • Bewirtschaftung der Ein­zel­han­dels­flä­chen und Gastronomie
  • Park­raum­ma­nage­ment

Je weniger der Flug­ha­fen­ei­gen­tü­mer selbst bewirtschaftet, desto mehr externes Know-how lässt er herein. Er spart Personalkosten, verringert allerdings auch seine Umsätze.

Die geografische Lage beeinflusst die Kostenstruktur ebenfalls. Je nach regionalen Gegebenheiten (des Grundstücks) treiben folgende witterungs- und lagebedingten Aspekte den Kostenspiegel in die Höhe:

  • Start- und Landebahnlayout
  • Ungewisse Windlagen (wie v.a. in Meeresnähe)
  • Winterdienst

Der Vollständigkeit halber seien noch Fuhrpark, Pen­si­ons­rück­stel­lun­gen, Be­ra­tungs­leis­tun­gen durch Dritte angemerkt. Diese Ausgaben sind für eine Un­ter­neh­mens­be­wer­tung relevante Kosten, werden bei einer Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung jedoch ausgeklammert.

In­ves­ti­ti­ons­struk­tur und Kooperationen

Eine Flug­ha­fen­ge­sell­schaft wie Fraport im Flughafen Frankfurt ist Eigentümer des Airports oder hat eine vergleichbare Stellung inne.

Flugzeug im Hangar
Ein Flugzeughangar muss nicht zwangsläufig vom Eigentümer des Flughafens oder der Be­trei­ber­ge­sell­schaft gebaut werden.

Es kommt vor, dass wichtige Flughafen-Kunden – wie eine Airline – eine Kooperation mit dem Flug­ha­fen­be­trei­ber eingehen. Beispielsweise ist Terminal 2 am Flughafen München der Lufthansa und ihren Star Alliance-Partner-Flug­ge­sell­schaf­ten vorbehalten.

Außerdem denkbar: Ein Finanzinvestor geht ein Joint Venture mit der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft ein, um gezielt in Einrichtungen wie Hangar, Bürogebäude oder Hotels zu investieren.

Eine Nummer kleiner: Bei Se­gel­flug­plät­zen ist eine Kooperation mit der Flugschule vor Ort sinnvoll.

Erbbaurecht bei Flughäfen

Selbst das Erbbaurecht kann relevant sein. Die Flughafen Hamburg GmbH ist als Betreiber nicht der Eigentümer, sondern betreibt den fünfgrößten Flughafen Deutschlands auf einem Erb­pacht­grund­stück. Der Hamburger Senat hat den Erb­bau­rechts­ver­trag zwischen der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft und der Freien Hansestadt Hamburg bis 2080 verlängert.

Der Flughafen Stuttgart wiederum vergibt selbst Erbbaurechte. So hatte der Stuttgart Airport 2021 ein Grundstück im Erbbaurecht zur Bebauung mit einem Büro- und Geschäftshaus ausgeschrieben.

Anerkannte Wert­ermitt­lun­gen für Flughäfen und Flugplätze

Sind Sie Eigentümer, Betreiber oder Investor eines Flughafens? Als öffentlich bestellte und vielfach zertifizierte Im­mo­bi­li­en­sach­ver­stän­di­ge mit fundiertem Know-how helfen wir Ihnen bei der Wertermittlung von Flughäfen gerne weiter. Wir

Fordern Sie gleich eine kostenlose Erstberatung an – telefonisch oder über unser Kontaktformular!

1 erschienen in: Sven Bienert, Klaus Wagner (Hrsg.): „Bewertung von Spe­zi­al­im­mo­bi­li­en“, S. 567 – 598, 2. Auflage, 2018