Wie viel ist ein Baumarkt oder Gartencenter wert? Wer eine Ge­wer­be­im­mo­bi­lie an den Betreiber eines Gartencenters oder eine Baumarktkette vermietet oder verpachtet, sollte den Wert seiner Immobilie samt Mieter/Pächter kennen. Wir geben einen Einblick in die Wert­ermitt­lungs­pra­xis für Baumärkte und Gartencenter.

Baumarkt von innen
Baumärkte haben einen hohen Platzbedarf.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wertermittlung von Baumärkten und Gartencentern folgen gleichen Be­wer­tungs­an­sät­zen und Parametern.
  • Zum Einsatz kommt das Ertrags- oder Pacht­wert­ver­fah­ren.
  • Es gibt 3 Konzepte für Baumärkte: Filialisten, Franchises und Verbundsysteme.
  • Baumärkte benötigen entweder mehr als 10.000 m² Fläche oder eine innerstädtische Lage.

André Heid
Zertifizierte Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter nach DIN 17024 von TÜV, DEKRA, IHK, DIA und EIPOS bewerten Ihre Immobilie sachgemäß.

Wettbewerb: Baumarkt-Teilnehmer

Praktiker insolvent, Max Bahr verschwunden, die Anzahl der Baumärkte ist in diesem Jahrtausend stark rückläufig. 2.605 Baumärkte überstanden das Millennium, inzwischen sind es laut Statista knapp 2.050. Aber: Heim­wer­ker­märk­te verdoppelten ihren Umsatz im E-Commerce von 2017 bis 2022. Was ist ein Baumarkt wert – jetzt, wo die Überkapazitäten abgebaut sind? Um diese Frage zu beantworten, benötigen Sie ein Ver­kehrs­wert­gut­ach­ten – und einen Einblick in die Bewertung von Ge­wer­be­im­mo­bi­li­en.

Baumärkte entstehen im Wesentlichen in Folge eines dieser drei Konzepte:

  • Filialist: Ein Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men eröffnet eigene Filialen an verschiedenen Standorten.
  • Franchise: Der Geber vermarktet seine Produkte unter seinem Namen an un­ter­schied­li­chen Standorten. Diese werden von Franchise-Nehmern in wirt­schaft­li­cher Ei­gen­ver­ant­wor­tung geführt, allerdings unter Akzeptanz enger vertraglicher Richtlinien. Die Planung des Betriebs sowie unter anderem auch Werbemaßnahmen erfolgt durch den Franchise-Geber – der Nehmer setzt es vor Ort um und trägt das Risiko.
  • Verbundsystem: Ohne genauer auf die steuerlichen Aspekte einzugehen, handelt es sich um Kooperationen verschiedener Unternehmen.
Arten von Baumärkten
Arten von Baumärkten grafisch veranschaulicht.

Die umsatzstärksten Baumärkte sind größtenteils Filialisten:

  • OBI (Filialist & Franchise, Konzern mit Sitz in Wermelskirchen, 2021 8,7 Mrd. Euro Umsatz, in 10 Ländern vertreten, 354 Baumärkte in Deutschland, gehört zu 74% Tengelmann)
  • Bauhaus (Filialist)
  • Hornbach (Filialist)
  • Zeus (setzt auf Kooperationen: Hagebaumarkt, Kompaktmarkt, Werkers sowie weitere Baumärkte)
  • Toom (Filialist + Kooperation, gehört zu REWE)
  • Globus (Filialist, inkl. Hela)

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Stand­ort­fak­to­ren für Baumärkte

Trotz einiger Pleiten von Baumarkt-Ketten eröffnen immer wieder neue Baumärkte. Der Trend geht einerseits hin zu neuen Baumärkten mit mehr als 10.000 m² Verkaufsfläche, sofern dies im Einklang mit geltendem Baurecht möglich ist. Beispielsweise legt Hornbach Wert auf erstklassige Standorte mit mehr als 30.000 m² Fläche. Diese Grundstücke liegen in Bal­lungs­ge­bie­ten oder im Einzugsgebiet von Großstädten und weisen eine gute Ver­kehrs­an­bin­dung auf. Andererseits werden kleinere Baumärkte bei der Entwicklung in­ner­städ­ti­scher Konzepte berücksichtigt. So genügen OBI im Zweifelsfall 15.000 m² Grund­stücks­flä­che, solange der Eingang uneingeschränkt sichtbar ist, das Gebäude an einer stark befahrenen Haupt­ver­kehrs­stra­ße liegt und mindestens ein Stellplatz pro 30 m² Verkaufsfläche zur Verfügung steht. Das Standort-Umfeld von OBI-Filialen umfasst üblicherweise populäre Einzelhändler, Le­bens­mit­tel­lä­den oder Fach­markt­zen­tren.

Generelle An­for­de­rungs­pro­fi­le für Baumärkte sind laut gemäß Matthias Stich 1, Pro­jekt­ent­wick­ler und Vor­stands­mit­glied der Deutschen Fachmarkt AG, im Hinblick auf Standort- und Marktanalyse:

  • pla­nungs­recht­li­che Aspekte,
  • Einzugsgebiet inklusive Kaufkraft und Kon­sum­ge­wohn­hei­ten,
  • regionaler Wettbewerb,
  • Ver­kehrs­in­fra­struk­tur (ÖPNV, Parkplätze),
  • Miete/Nebenkosten,
  • ob­jekt­spe­zi­fi­sche Faktoren wie Architektur, Ausstattung, Anlieferung, Größe und Zuschnitt des Baumarkts, Bäckereien oder Cafés in der Vorkassenzone.

Gleiche Standort- und Be­wer­tungs­fak­to­ren gelten für Gartencenter.

Im Gartencenter
Gartencenter werden wie Baumärkte bewertet.

Weitere Wert­ermitt­lungs­fak­to­ren für Baumärkte

Neben den Stand­ort­fak­to­ren bestimmen die be­triebs­wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen den Wert eines Baumarkts. Hierzu gehören Kennziffern und Aspekte wie:

Zu den Mietkonditionen gehören:

  • Bonität des Mieters
  • Mietdauer und Regelung bezüglich Kündigung
  • Mietzins (meist Indexmiete)
  • Option auf Verlängerung des Mietvertrags
  • Verhältnis von Marktmiete zu Vertragsmiete
  • Wert­si­che­rungs­klau­sel

Hinweis: Die Betreiber von Baumärkten sichern sich bei hohen Investitionen oft eine Grund­dienst­bar­keit im Grundbuch.

Die Wertermittlung von Baumärkten und Gartencentern erfolgt im Wesentlichen genau wie für andere Fachmärkte auch. Angewandt wird üblicherweise das Er­trags­wert­ver­fah­ren oder das damit verwandte Pacht­wert­ver­fah­ren.

Versierte Gutachter für Baumärkte und Gartencenter

Für weitere Fragen stehen Ihnen die erfahrenen Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter der Heid Immobilien GmbH zur Verfügung.

Unsere vielfach zertifizierten, öffentlich bestellten und vereidigten Sach­ver­stän­di­gen erstellen gerne das passende Gutachten für Ihren Baumarkt, Ihr Gartencenter oder jede andere Spe­zi­al­im­mo­bi­lie.

Mit einem Ver­kehrs­wert­gut­ach­ten von Heid stehen Sie auf der sicheren Seite. Sie können den Marktwert des Baumarkts dadurch präzise einschätzen und im Rahmen unserer kostenlosen Nachbetreuung auf uns zählen, falls Behörden wie das Finanzamt noch Rückfragen haben.

1 vgl. „Bewertung von Baumärkten“ von Matthias Stich, erschienen in: Sven Bienert, Klaus Wagner (Hrsg.): „Bewertung von Spe­zi­al­im­mo­bi­li­en“, S. 189 – 205, 2. Auflage, 2018